Eröffnung: Freitag 26.06.2020 von 18 Uhr -22 Uhr
Ausstellung: 27.06. – 22.08.2020
Freitag : 16 – 20 Uhr,
Samstag: 12 bis 17 Uhr
und nach telefonischer Vereinbarung:
+49 (0)162 2470257
+49 (0)171 3173041
Das Projekt DER APPARAT besteht aus einer Reihe von Arbeiten, die von Jean Genets Theaterstück “Der Balkon” inspiriert sind.
«Genets Balkon kreist um ein philosophisches Grundthema, um das Verhältnis von Sein und Schein, Realität und Rolle, Bild und Spiegelbild und stellt in diesem Gegenüber die Frage nach dem (…) Essentiellen menschlicher Existenz.» 1 Genets Stück spielt in einem Bordell 2, in dem die Besucher in ranghafte Rollen schlüpfen, die ihnen das reale Leben vorenthält, wie etwa Richter, General, Bischof. Ausserhalb des Etablissements tobt eine Revolution, die schließlich zum Sturz der Mächtigen führt. Um die Ordnung im Staat wieder herzustellen und um sich selbst zu retten, posieren die im Bordell Anwesenden in ihren Kostümen auf dem Balkon vor der aufgebrachten Menge und übernehmen schließlich ihre zuvor nur gespielten Rollen.
Genets Sujet wird in DER APPARAT in eine durch Technophilie und Fake geprägte Gegenwart überführt. Die entstehenden Arbeiten beschäftigen sich mit der Beziehung des Selbst zu einem Apparat. Der Apparat kann hier scheinbar banal für ein Werkzeug oder ein technisches Gerät (Mobiltelefon, Computer), aber auch komplexer für eine gesellschaftliche Erscheinung stehen (Institution, Verfassung oder Zeitphänomen), der man sich ausgeliefert fühlt, oder in die/das es sich zu integrieren gilt.
DIE KÜNSTLERINNEN
Katja Windau und Julia Ring arbeiten mit den Medien Skulptur, Installation und Performance.
Katja Windaus Arbeiten untersuchen Phänomene des Mainstreams, die Entstehung von Machtverhältnissen und gesellschaftliche Geschlechterrollen. Dafür greift sie oft Versatzstücke aus Alltagskultur und Medien, aus Trash, Pornografie oder Starkult auf. Die Künstlerin ist oft selbst Akteurin in ihren Inszenierungen, die mit Hilfe von Maskierungen und symbolischen Objekten stattfinden, und mit Kamera und Tonaufnahmegerät aufgezeichnet werden.
Julia Ring arbeitet mit Wahrnehmungsprozessen im und durch Raum hindurch mit Bezug zu Ton, Licht, Sprache und Bewegung. Ihr geht es darum, sich in unbekannte Situationen zu begeben, sich ihnen auszusetzen. Verständnis kommt erst mit der Bewegung. Mit dem sich Fallen lassen. Ausgehend von Julia Rings früherer Arbeit am Theater sind Texte oft der Ausgangspunkt ihrer Projekte, wobei nicht Sprache und Narrativität dominieren, sondern die einzelnen theatralischen Elemente (Raum, Licht, Ton, Körper) gleichberechtigt auf einer Ebene existieren.
In ihren seit 2014 auch gemeinsam entstehenden Projekten verschmelzen die Künstlerinnen ihre Arbeitsweisen und Ansätze. Ideen werden nebeneinander gestellt oder überlagern sich collagenhaft, so dass neue Zusammenhänge entstehen. Elemente aus Architektur, urbanem Raum, Theater, Malerei und Film & Fotografie werden als found footage eingebracht oder umgearbeitet. Julia Ring und Katja Windau arbeiten oft mit Modellen, die nicht nur den Formfindungsprozess dokumentieren, sondern selbst zu skulpturalen Objekten werden. In den Wiederholungen und Variationen werden sowohl unterschiedliche Aspekte sichtbar als auch Kernaussagen betont. Es entstehen Raum-Modelle und Installationen, die mit Video und Sound kombiniert werden.