Erika Inger und Wolfgang Wohlfahrt – NOCH NIE GESEHEN
Eröffnung:
Freitag, den 26.5.2017 um 19 Uhr
Ausstellung: 27.5. – 15.6.
geöffnet: Samstags von 11 bis 15 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung (0171 3173041)
ERIKA INGER
Die in Tscherms, Südtirol, geborene Künstlerin lebt und arbeitet in Lana, Wien und Villach. Studium an den Akademien der bildenden Künste in Ravenna und Stuttgart. Neben der Teilnahme an internationalen Künstlersymposien und Landschaftskunstprojekten initiierte sie im Jahr 2000 den Südtiroler Skulpturenwanderweg in Lana. Mitglied im Verein „Kunstwerk Krastal“, im Südtiroler Künstlerbund und im Kunstverein Kärnten. Künstlerische Interventionen in Architektur und Landschaft. Steine, Freiräume, Klangräume und Landschaften spielen eine zentrale Rolle in Erika Ingers Arbeit.
„Steine haben immer mit Zeit zu tun. Sie sind Kulminationspunkte der Vorgeschichte ihrer Herkunft und unserer komplexen Kultur. Wir Menschen sollten uns die Zeit nehmen zu schauen, da wir ohne Anschauung nicht zum wahren Wesen von Geist und Kunst, Natur und Leben vordringen.“
Erika Inger ist Bildhauerin und Land Art Künstlerin. Für jedes Werk, für jede Installation oder jedes Projekt findet Erika Inger das zweckmäßige Material. Neben Holz oder Metall eignet sich vor allem der Stein – der elementare Rohstoff aus der Natur – für den Ausdruck ihrer Gedanken, ihrer metaphorischen Themen und suggestiven Werktitel am besten. Minimal sind die Eingriffe in ihren Steinskulpturen, es geht ihr nicht um Ästhetisierung des rudimentären Werkstoffes. Die Bearbeitung wirkt weder konstruiert noch künstlich, es ist ein empfindsames Herausschälen des Gegebenen, die Sinnübertragung des Gefühlten auf den Werkstoff. Der möglichst naturbelassene Stein verweist auf dessen archaische Vergangenheit. Durch das kleinstmögliche Herausarbeiten eines Formenrepertoires wird der Werkstoff zum Bedeutungsträger und Kommunikationsmittler für Empfindungen, Werte, Wissen um das Sein. Skulptur als Ausdrucksmedium und Träger für geistige und psychische Haltungen. Ein bestimmter gewollter Purismus charakterisiert ihr Werk. Durch Reduktion und Konzentration auf das Wesentliche wird die Intensität der Aussage erhöht, es entsteht ein dynamischer Dialog zwischen Werk und Raum, zwischen Künstlerin und Betrachterin, zwischen Kunst, Zivilisation und Natur. Sein und Werden ist der Grundgedanke in Ingers künstlerischem Schaffen. Dies zeigen ihre Skulpturen und das Material Stein selbst, in Gleichstellung mit Dauerhaftigkeit, Kraft, Stabilität. Durch den künstlerischen Akt wird dem Stein die Schwere, die Masse, das Statische genommen, es entsteht Instabilität, Spannung, Bewegung und Weiterentwicklung. Besonders deutlich wird dies in Erika Ingers neuerem Werk der „Roten Skulpturen“. Die metaphysischen Formen ihrer Steinskulpturen werden aufgegriffen, die wesenhaften Züge ihrer „Steinwelten“ werden mit einem untypischen Material – Textil – ummantelt. Die natürlichen Grau- Schattierungen des Steins verschwinden hinter starkem Rot, in zart bedrucktem Stoff. Das Archaische, das Gigantische, Überragende, das Harte, das dem Stein anhaftet, wird zurückgenommen und mutiert zu Intimem, Vertraulichem, wird auf Warmes, Weiches reduziert. Das Thema Raum wird neu bespielt, das Objekt wird vom rauen, unbegrenzten Außenraum nach innen, ins geschützte, begrenzte Häusliche, Gebaute verlegt. Von der äußeren Landschaft in die innere Landschaft, von der äußeren Positionierung ins innere Dasein. Text: Walburga Kössler, 2016